Bibliothek von Emil Krebs

Die nachstehende Antwort erhielt der Sprachendienst des Auswärtigen Amts (Herr Gunnar Hille, Vortragender Legationsrat I. Klasse) Ende Juli 2008 auf seine Anfrage über den Verbleib der Krebs'schen Bibliothek über die deutsche Botschaft in Washington. Hier wird die 1932 erfolgte Übertragung der "Bibliothek Emil Krebs" an die Nationalbibliothek der Vereinigten Staaten von Amerika (Library of Congress, Washington D.C) bestätigt. Die Angaben zu den Absender- und Empfängerdaten dieser Mail wurden aus Datenschutzgründen zum Teil gelöscht. Nach Überlieferungen einer Großenkelin von Emil Krebs aus Kanada bestand eine Absprache, wonach die Bücher und Schriften der gesamten Bibliothek zu gegebener Zeit den entsprechenden Fachbereichen, sprich Sprachen, zugeführt werden sollten.

--------Original-Nachricht --------

Betreff: Fwd: Re: Estate Emil Krebs

Datum: Wed, 30 Jul 2008 12:58:59 -0400
Von: Judy S Lu
An: ku-2.auswaertiges-amt.de
CC: Charles V Stanhope, David B. Morris
Referenzen:<4889CD5B.2000304@wash.auswaertiges-amt.de>

Dear Mr. Sch.

Your email inquiring about the Emil Krebs collection was forwarded to me by my colleague Dr. David M. Indeed, in 1932, the Library acquired the private library of the late Dr. Emil Krebs, who for many years served as the councilor of the German Legation in Beijing. While the bulk of his collection were lexicographical aids to the study of central European languages, however, there were 236 Chinese titles in 1,620 volumes that include novles, popular lyrics, histories, government documents and early examples of vernacular literature.

These literary works are housed in the Chinese rare book cage in the Jefferson Building according to their subject matters, not arranged as a separate collection.

This information can be found in the "/The development of the Chinese Collection in the Library of Congress/" by Shu Chao Hu. Westview Press, Boulder, Colorado, 1979.

I hope this help.

Judy S. Lu
Head of Collection Services, Asian Division

https://www.loc.gov/rr/asian/ContemporaryChinaColl_011607.pdf
siehe Seite 3

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Nach Emil Krebs' Tod am 31. März 1930 erfolgte durch seine Witwe Amande Krebs und deren Schwester Toni Deneke eine Bestandsaufnahme aller Schriften und Bücher dieser einmaligen Bibliothek. Sie wurde verschiedenen Interessenten angeboten; letztendlich erhielt Washington den Zuschlag. Nach Überlieferungen soll auch der Vatikan in Rom Interesse bekundet haben. Deutsche Anfragen sind nicht bekannt, was heute sicherlich zu bedauern ist.

Die Niederschrift der damaligen umfangreichen Inventur ist im Privatbesitz noch vorhanden und gibt Auskunft über sämtliche Bücher und Schriften nach Sprachen geordnet. Autoren, Auflage- und Verlagsdaten, grobe Inhaltsangaben usw. ermöglichen eine Einschätzung zu Krebs' sprachlichem und kulturellem Wissen. Auch kann vereinzelt der Einstieg des Studiums einer Sprache abgeleitet werden. Es ist zu erkennen, dass nicht immer die Muttersprache Deutsch als entscheidende Mittlersprache herangezogen wurde, zum Teil sogar entfällt. Immer wieder hinzugezogene Mittlersprachen sind Englisch, Französisch, Russisch, Chinesisch, Griechisch, Italienisch, Türkisch, Latein, Spanisch, Arabisch und Niederländisch. Zum Erlernen einer Fremdsprache griff Krebs sehr oft auf Schulbücher des jeweiligen Landes und übersetzte Auflagen des Neuen Testamentes zurück. Auch Sprachvergleiche treten immer wieder hervor. Beispiele: Chinesisch - Mongolisch; Chinesisch - Mongolisch - Mandschurisch; Chinesisch - Mongolisch - Mandschurisch - Tibetisch und Chinesisch - Arabisch. Zur Vertiefung dieser Feststellungen wird auf den unter "Veröffentlichungen von Emil Krebs" in Abschrift zitierten Aufsatz "über Sprachen allgemein" aufmerksam gemacht. Auch das Buch "Emil Krebs Kurier des Geistes" geht auf diese Sachverhalte und die von ihm beherrschten 68 Sprachen näher ein.

Das Begleitheft „Emil Krebs Wie lernte er Sprachen“ zur Ausstellung im Landtag Brandenburg. Potsdam (2023) informiert über die Möglichkeiten des autonomen Sprachenlernens bis Anfang des vorigen Jahrhunderts am Beispiel des Polyglotten Emil Krebs. Zur Verfügung stellte dies von KoKoPol (Kompetenz- und Koordinationszentrum Polnisch), IBS St. Marienthal/Sachsen. Hg. Dr. Klara Jagrova, Leipzig. Text Eckhard Hoffmann, Potsdam. Unter „Bücher“ steht dem Leser der Inhalt umfassend zur Verfügung.

Die 1930/1931 erstellte Übersicht zur "Bibliothek Emil Krebs" nennt insgesamt 111 Sprachen. Die aufgelisteten Bücher und Schriften geben Auskunft über die für Krebs als wichtig oder interessant erscheinenden Sprachen und somit seine zu unterstellende Beherrschung dieser.

Die nachfolgenden Auswertungen, es sind nur einige von vielen, und bilden eine Übersicht zum Bücher- und Schriftenbestand, deren Inhalt, die Mittlersprachen, Verlage, Autoren und manches mehr.

Kopie der Musteranfrage von Frau Mande Krebs an verschiedene Bibliotheken. Unter der Einbeziehung zusätzlich festgestellter Literatur (vor allen Dingen Zeitschriften und Zeitungen verschiedener Länder) ergeben sich über 5.000 Inventarpositionen.

 

 

 

Die vorstehende Übersicht ergibt sich aus der noch in privater Hand vorhandenen Kopie der Inventarliste aus den Jahren 1930/31. Das Original befindet sich im Bestand der Congress Bibliothek Washington. Eine weitere Kopie wurde dem Politischen Archiv des Auswärtigen Amts übergeben. Es wurde versucht, aus der fast 240 DIN A4 Seiten umfassenden Aufzeichnung die aus Sicht des Erfassers relevanten Daten lückenlos zu ermitteln. Hieraus ergeben sich Erkenntnisse zu Umfang und Tiefe der von Krebs erlernten oder aber auch nur berührten Sprachen. Die genutzten Mittlersprachen werden genannt. Weitere, hier nicht dargestellte Auswertungen geben Auskunft über den Einsatz der Mittlersprachen im Bereich der Grammatik und des Einstiegs über Wörterbücher oder aber auch der allgemeinen Literatur. Seine "Hauptsprachen", sprich beherrschte Sprachen, ergeben sich aus den vorliegenden Daten des nachfolgenden Beispiels zur Sprache Arabisch. Alle aufgelisteten Sprachen werden in gleicher Weise bis ins Detail nachgewiesen. Viele Sprachen, die von ihm nur berührt wurden, sind aus dieser Aufstellung ebenfalls zu erkennen. Sofern unter "Drittsprachen" (Mittlersprachen) keine Angaben erscheinen, ist davon auszugehen, dass Krebs die Fremdsprache nur über seine Muttersprache Deutsch erlernt hat (z.B. Polnisch).

Die Bücher und Schriften bezog Krebs aus Bibliotheken und Verlagen weltweit. Hervorzuheben sind beispielhaft Orte wie Berlin, Leipzig, Heidelberg, St. Petersburg, Budapest, Paris, Shanghai, Peking, Tokio, London oder Konstantinopel. Deutsche Verlage sind natürlich ebenfalls umfangreich vertreten: Langenscheidt mit 33 Sprachen, Hartleben (heute Wien und Graz) mit 53 Sprachen, Stauffenburg und Groos 23 Sprachen, de Gruyter unter Einbeziehung der Sammlung Göschen und der Verlage Reimer, Trübner und Veit (22 Sprachen), Brockhaus (10 Sprachen).

 

Nachstehend aus der "Personalakte Emil Krebs" des Politischen Archivs des Auswärtigen Amts die Kopie einer Stellungnahme des damaligen Leiters des Sprachendienstes Gautier zur Verwendung des Polyglotten Krebs in seinem Amt.

 

 

Diese von Krebs handschriftlich bereits 1922 erstellte Sprachauflistung war Grundlage der Versetzung in den Sprachendienst des Auswärtigen Amts. Sie beinhaltet zu diesem Zeitpunkt bereits fast 40 Sprachen aus denen Krebs in der Lage war, amtliche Übersetzungen ins Deutsche anzufertigen. Es ist zu unterstellen, dass bis zu seinem Tode weitere Sprachen hinzugekommen sein dürften.

 

 

Übersetzung der von Krebs handschriftlich erstellten Sprachenauflistung vom 23 August 1922:

"Korrekte Übersetzungen ins Deutsche kann ich aus folgenden Sprachen liefern:

Europa:

Böhmisch, Bulgarisch, Dänisch, Englisch, Finnisch, Französisch, Neugriechisch, Holländisch, Italienisch, Kroatisch, Polnisch, Portugiesisch, Rumänisch, Russisch, Schwedisch, Serbisch, Spanisch, Türkisch, Ungarisch, Westarmenisch.

Asien usw.:

Arabisch, Chinesisch, Hindi, Japanisch, Javanisch, Koreanisch, Malaiisch, Mandschurisch, Mongolisch, Ostarmenisch, Persisch, Siamesisch, Tibetisch, Urdu.

 

Lateinisch, Altgriechisch, Althebräisch als kaum in Betracht kommend, sowie einige andere Sprachen, von denen ich zwar eine theoretische Kenntnis, aber nicht genügend praktische Übung habe, habe ich in der Zusammenstellung fortgelassen.

Albanisch kann ich hinreichend, um Übersetzungen daraus anfertigen zu können, wenn ich ein Wörterbuch hätte. Dasselbe gilt für Georgisch."