Veröffentlichungen und Aufsätze von Emil Krebs

Nachrufe und Hinweise von Zeitzeugen (z.B. Prof. Eduard Erkes und Prof. Ferdinand Lessing) bedauern, dass von Emil Krebs außer "Chinesische Schattenspiele" keine weiteren Veröffentlichungen bekannt seien. Man hoffe jedoch, dass in seinem Nachlass noch Schriften von ihm enthalten sein könnten. Die umfangreichen Recherchen ab 2005 waren auch in dieser Hinsicht erfolgreich. Hier sei auch die Hilfe seitens Frau Yianan Yan im Jahr 2016 besonders erwähnt und ihr ausdrücklich gedankt. Frau Yan von der Pekinger Fremdsprachen-Universität weilte anlässlich der Erstellung einer Magisterrarbeit über Emil Krebs mehrere Monate in Deutschland und fand im Rahmen ihrer Recherchen in der Deutschen Staatsbibliothek Berlin weitere Veröffentlichung von Emil Krebs.

Nachfolgend die bis 2016 entdeckten und inhaltlich kurz skizzierten Veröffentlichungen und Aufsätze des Polyglott Krebs:

 


Abschriften zu Veröffentlichungen oder Aufsätzen:

Über das Chinesisch Lernen
von
Legationsrat Emil Krebs

Sonderabdruck aus Heft 1 und 2 des China-Archivs III. Jahrgang (1918).

Seit meiner Rückkehr aus China ist mir aufgefallen, mit welchem Eifer vielfach das Studium des Türkischen in Deutschland betrieben wird, nachdem sich die Türkei im Kriege auf unsere Seite gestellt hat. Da diese Erscheinung doch zweifellos dem Wunsche und der Hoffnung entspringt, mit Hilfe der gewonnenen sprachlichen Kenntnisse dereinst in dem Lande oder in Verbindung mit unserem türkischen Bundesgenossen ein besseres Fortkommen zu finden, so brachte sie mich willkürlich auf den Gedanken, wie es dem gegenüber wohl kommen mag, dass von den vielen Deutschen, die seit Jahren ihr Fortkommen in China gefunden haben, nur so wenige den gleichen Eifer für die Erlernung der chinesischen Sprache zeigen.

Vermutlich wird mir geantwortet werden, das Chinesische sei zu schwer. Mancher wird auch sagen, es sei nicht notwendig, in China zum Fortkommen Chinesisch zu können, und dabei gerade darauf hinweisen, dass viele Deutsche in China zu Ansehen und Wohlstand gekommen seien, ohne von der chinesischen Sprache eine Ahnung zu haben. Dritte werden in dem Wahne, das sogenannte Pidschin-Englisch sei das Verständigungsmittel zwischen Chinesen und Ausländern, dieses anführen, und was die Gründe mehr sein mögen. Nun, über die Frage, ob für jemand, der in China zu leben genötigt ist, das Studium der chinesischen Sprache notwendig oder wenigstens nützlich ist, lasse ich mich vielleicht später einmal aus. In dieser Plauderei möchte ich nur auf Grund meiner über zwei Jahrzehnte reichenden Erfahrung darzutun versuchen, dass das Chinesische nicht von einer abschreckenden Schwierigkeit ist, dass vielmehr auch der linguistisch nur normal Begabte es darin zu einer nützlichen Fähigkeit bringen kann, wenn er nur den nötigen Fleiß anwendet, und gleichzeitig einige praktische Winke über den Studiengang geben.

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Buchbesprechungen

Veröffentlichungen "Der Neue Orient" Band III 1920

Kultur- und Geistesleben im Orient
Dr. Eduard Erkes. Chinesen, Nummer 30 der Zellenbücherei, 1920 Dürr & Weber
m. b. H.,Leipzig

Der für die Besprechung zur Verfügung stehende kurz bemessene Raum gestattet leider nicht, im Einzelnen auf manches Anfechtbare in dieser Schrift einzugehen. Zweifellos bietet das Chinesentum gegenüber der europäischen Kultur unendlich viele sympathische Züge, und daß sich unter der Einwirkung des Abendlandes manches davon schon beginnt abzuschleifen und auch die alte chinesische Art in Gefahr gerät, allmählich dem charakterlosen Internationalismus zu verfallen, ist bedauerlich. Aber daß in China alles schön und unseren Ansichten und Einrichtungen überlegen sei, wie der Verfasser es darstellt, ist eine Übertreibung, die sich wohl daraus erklärt, daß seine persönliche Kenntnis des Landes lediglich auf einem Besuche von wenigen Wochen in Peking beruht. Unwidersprochen darf nicht bleiben das maßlos ungerechte Urteil über die protestantischen Missionen, zumal der Verfasser zugunsten der deutschen Missionare keine Ausnahme macht.

Gez. E. Krebs

 

Weideplätze der Mongolen im Reiche der Chalcha.
Von Hermann Cousten. Band II, Dietrich Reimers (Ernst Vohsen), Berlin 1920.

Das Buch ist reich an packenden Schilderungen persönlicher Erlebnisse in einer politisch aufgeregten Zeit in der Mongolei nach Ausbruch der chinesischen Revolution sowie an interessanten Darlegungen mongolischer Sitten und Gebräuche. Besondere Beachtung verdienen die Angaben über die damaligen politischen Verhältnisse der äußeren Mongolei und ihre Beziehungen zu Rußland. Leider wird der wissenschaftliche Wert des Buches durch den Umstand erheblich herabgemindert, daß die vorkommenden mongolischen, chinesischen und tibetischen Namen und Wörter von dem dieser Sprachen augenscheinlich unkundigen Verfasser entweder lediglich nach dem Gehör oder unter Benutzung einer russischen Umschreibung niedergeschrieben worden sind. Wenn man nicht weiß, nach welchen Grundsätzen die Russen z.B. chinesische Wörter mit russischen Buchstaben wiedergeben, kommt man wie der Verfasser dazu, einen Silbertael lan zu nennen, anstatt des richtigen liang. Das Buch hätte an Wert gewonnen, wenn das Manuskript vor der Drucklegung von einem Sachverständigen mit Bezug auf diese fremden Namen und Wörter einer Durchsicht unterzogen worden wäre. Überaus wertvoll sich dagegen die dem Werk beigegebenen zahlreichen guten Photographien.

Gez. E. Krebs

 

Die Geschichte vom Räuber und dem Herrn Richter.
Bearbeitet und übersetzt von Sebastian Beck. Heidelberg, Julius Groos, 1920

Unter obigem Titel erschien soeben das vierte Bändchen der türkischen Schriften aus der von Sebastian Beck herausgegebenen "Sammlung gemeinnütziger Schriften zu Förderung des Studiums islamischer Sprachen". Es behandelt eine volkstümliche Erzählung, die vorhergehenden Bändchen enthielten Märchen. Wenn der Herausgeber in seinem "Geleitwort" als den ihm bei der Herausgabe leitenden Gedanken den hinstellt, den Studierenden islamischer Sprachen zuverlässiges und anregendes Lesematerial an die Hand zu geben, durch dessen Lektüre sich nicht nur der Sprachschatz des Lesers, sondern auch vor allem seine Kenntnis der Realien nach jeder Richtung erweitert, so lassen schon die bisher erschienenen Bändchen ahnen, welche reiche Fundgrube an Stoff uns die Sammlung bieten wird. Ein Jammer wäre es, wenn die augenblicklichen ungünstigen Verhältnisse im Druckereigewerbe auch dem Fortschreiten dieser nützlichen Sammlung hinderlich wären. Derartig sorgfältig und gewissenhaft ausgearbeitete türkische Lektüre ist bisher niemals und nirgends geboten worden; fast fühlt man sich versucht zu sagen, Umschrift und Wörterverzeichnis seien allzu sorgfältig ausgearbeitet, und die darauf verwandte Mühe stehe in keinem rechten Verhältnis zu dem dadurch gebotenen Nutzen. Jedenfalls sind Umschrift, Wörterverzeichnis, zahlreiche sprachliche und sachliche Anmerkungen und ständige Hinweise auf die Paragraphen der türkischen Grammatik von Jehlitschka mit einer derartig musterhaften Exaktheit und Ausführlichkeit bearbeitet, daß selbst solche Lernende, die sonst ohne Lehrer an das Studium einer fremden Sprache sich nicht heranwagen würden, beim Studium der Beckschen Bändchen anderer Hilfe ohne weiteres entraten können.

Gez. E. Krebs

 

Veröffentlichungen "Der Neue Orient" Band VII 1920
Kultur- und Geistesleben im Orient

Theodor Kluge, Dr.-Ing., Dr. phil.: Georgisch-deutsches Wörterbuch. 1. Lieferung. Leipzig 1919. In Kommission: Otto Harrassowitz; Leipzig.

Das Bedürfnis nach einem georgisch-deutschen Wörterbuch ist vielleicht nicht sehr groß. Es ist kaum anzunehmen, daß der geringe Kreis derjenigen, welche sich mit dem Georgischen ernstlich beschäftigten, Personen in sich schließt, die nicht eine genügende Kenntnis des Russischen besäßen, um sich der für das Studium des Georgischen zur Verfügung stehenden russischen Hilfsmittel mit Nutzen zu bedienen. Nichtsdestoweniger wäre es natürlich mit Freuden zu begrüßen, wenn aus dem bisher vorhandenen Material ein auf der Höhe unserer jetzigen Kenntnis der Sprache stehendes georgisch-deutsches Wörterbuches herausgearbeitet würde. Mit einer bloßen Verdeutschung des russischen Teiles des georgisch-russischen Wörterbuches von Tschubinow wäre nicht gedient, wenn nicht gleichzeitig die in ihm noch enthaltenen zahlreichen Irrtümer berichtigt würden. Die Klugesche Arbeit kann aber, soweit die erste Lieferung erkennen läßt, nicht einmal den geringen Anspruch erheben, eine brauchbare Verdeutschung des Tschubinow zu sein. Selbst wenn die in ihr enthaltenen Verdeutschungen sämtlich richtig wären, wäre immer noch der Mangel zu rügen, daß insbesondere bei der Wiedergabe von Zeitwörtern fast stets nur die an erster Stelle stehenden russischen Verben ins Deutsche übersetzt und andere wichtige und häufige Bedeutungen ausgelassen sind. Wie wenig sich ein etwaiger Benutzer der Arbeit im Allgemeinen auf die deutsche Wiedergabe der Tschubinowschen Übersetzung georgischer Wörter würde verlassen können, mag nachstehende Auswahl der auffallendsten und schwer verzeihlichen Fehler zeigen, die nur mit Rücksicht auf den beschränkten Raum an dieser Stelle nicht größer ausgefallen ist. Seite 11 a: anac'er "Aussaat". Tschubinow hat (russische Schrift); also muß die Übersetzung sein: "Spreu, Kleie". Seite 28 b: belti "Dorn". Es muß aber heißen "Rasen"; hier liegt seitens des Verfassers eine Verwechslung zwischen Russischem (russische Schrift) und (russische Schrift) vor. Wunderschön ist Seite 29 c blu "Häsin,stumm, sprachlos". Bei Tschubinow steht (russische Schrift), das selbst wieder Druckfehler für (russische Schrift) "Stammler, Stotterer" ist. Seite 30 a bogiri; hier ist "Floß" falsch für "Wehr, Damm", was das bei Tschubinow an der Stelle stehende (russische Schrift) bedeutet. Seite 31 b ist bei bostaneuli und bostani die Übersetzung "Umzäunung" falsch; das entsprechende russische Wort (russische Schrift) heißt nichts anderes als "Gemüsegarten"; zur falschen Bedeutung "Umzäunung" ist der Verfasser vermutlich dadurch verleitet worden, daß er im Lexikon das Zeitwort (russische Schrift) "umzäunen" gefunden hat. Auf Seite 33 aist bude qvavilisa übersetzt mit "Blumenschale", das das russische (russische Schrift) wiedergeben soll; (russische Schrift) heißt zwar "Schale"; aber der zusammengesetzte Ausdruck bedeutet "Blumenkelch". Ein besonders lustiges Beispiel für die Art, wie die vorliegende Arbeit zustande gekommen ist, findet sich Seite 7 a. Dort ist bei ambiani, das als Adjektivum, vom Substantivum ambawi (Gerücht) gebildet ist, und daher "Gerücht habend" bedeutet, die merkwürdige Übersetzung "berühmt und nicht berühmt" angegeben. Hzieht man verdutztden Tschubinow zu Rate, dann findet man dort an der betreffenden Stelle ambiani da uambo mit der richtigen Übersetzung (russische Schrift). Zum Unglück für den Bearbeiter ist nur das erste Wort ambiani fett gedruckt, die beiden anderen da uambo, die "und nicht berühmt" bedeuten, aber nur mit gewöhnlichen kleineren Typen, sind also seiner Aufmerksamkeit entgangen und haben ihn zu dem Glauben veranlaßt, ein und dasselbe Wort bedeute gleichzeitig "berühmt" und "nicht berühmt"!!! Die Oberflächlichkeit der Arbeit wird unter anderem z.B. auch dadurch gekennzeichnet, daß Seite 33 c bei bunebit'i g'eog'rag'ia der an derselben Stelle bei Tschubinow stehende Druckfehler ohne weiteres nachgeschrieben ist, ohne n das richtige g'eog'rag'ia verbessert zu werden.

Die wenigen angeführten Beispiele, die Zweifel an der Kompetenz des Verfassers aufkommen lassen, dürften zu dem Urteil berechtigen, daß, unter der Voraussetzung, daß die späteren Lieferungen der vorliegenden ersten entsprechen, die Sprachwissenschaft durch die Arbeit keine nützliche Bereicherung erfahren hat und keinen Verlust zu beklagen haben würde, wenn die tieftraurigen Zeiten eine Vollendung hinausschöben oder gar verhindern, zumal das im "Neuen Orient" Band 5, Heft 3/4, Seite 136 von R. Meckelein angekündigte deutsch-georgische und georgisch-deutsch umfassende Wörterbuch seiner Vollendung entgegengeht.

Gez. E. Krebs

 

Chinas innere und äußere Politik
Vortragsabend des Beirats für Auslandsstudien d. Univ. Berlin (24 Seiten), lt. Mande Krebs

Veröffentlichungen:" Der Neue Orient" 1923 Heft 3 und 4, Staatsbibliothek Berlin
Recherchiert Frau Jianan Yan, Peking 12.2015

Chinas innere und äußere Politik
von E. Krebs.

Die Nachrichten, die aus Ostasien zu uns gelangen, berichten seit Jahren von derartig trostlosen und verworrenen politischen Zuständen in China, daß es dem fernstehenden Beobachter scheinen will, als ob Aussicht auf die Wiedervereinigung des gegenwärtig in mehrere Stücke zerrissenen großen Reiches nicht mehr vorhanden sei. Sind die Aussichten wirklich so verzweifelt? Ist die bei uns obwaltende pessimistische Auffassung vielleicht nicht vielmehr darauf zurückzuführen, daß der Fernstehende an die chinesischen Dinge den Maßstab europäischer Zustände und Gedankengänge legt?

Bei Beurteilung der gegenwärtigen politischen Verhältnisse Chinas - es ist im Nachstehenden nur vom eigentlichen China mit Einschluß der drei mandschurischen Provinzen, nicht auch von den Ausländern wie Mongolei und Tibet die Rede, die zwar zu normalen Zeiten Bestandteile des chinesischen Reiches waren, aber administrativ eine mehr oder weniger unabhängige Sonderstellung einnahmen - muß man sich ein doppeltes vor Augen halten: Erstens sind die heutigen Zustände in China keineswegs etwas Neues und Unerhörtes; vielmehr hat das Land im Verlaufe seiner mehrtausendjährigen Geschichte wiederholt viel schlimmere Zeiten der Zerrissenheit durchgemacht, die manchmal von sehr langer Dauer waren, und doch ist es daran nicht zu Grunde gegangen. So sieht auch der geduldige Chinese von heute in den Drangsalen der Gegenwart eine, wenn auch beklagenswerte, doch nur vorübergehende Erscheinung, die einmal besseren Zuständen im wiedergeeinten Vaterlande wieder Platz machen wird.

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